Über das Finkenhäuschen und der damit verbundenen Frage, ob nun die Schülergalerie Mieter bleibt oder der Q-Artus Verein dort einzieht, entscheidet eigentlich Dr. Brecht als Bürgermeister unserer Stadt. Dieser übergab die Entscheidung aber lieber den Stadträten des Kultur-, Tourismus- und Sozialausschusses, um sich dieser Verantwortung zu entziehen.

Nachdem eine knappe Entscheidung über die Nutzung im Sozialausschuss zugunsten Q-Artus als Mieter fiel, entstand ein Aufschrei der Entrüstung unter den Lehrern, Schülern und Freunden der Schülergalerie. Quedlinburger Schuldirektoren protestierten gegen diese Entscheidung genauso wie Kunstlehrer aus ganz Sachsen-Anhalt.

Sie äußerten die Bitte, die vom Sozialausschuss ausgesprochene Empfehlung an den Bürgermeister nochmals im Stadtrat zu diskutieren. Genau dieser Bitte entsprachen wir als Mitglieder des Ausschusses.

Es erfolgte eine Absprache mit dem Justiziar der Stadt. Grundlage ist die Gemeindeordnung, die für solch einen Fall folgendes beschreibt: „Jedes Mitglied des Gemeinderates hat das Recht, im Gemeinderat und in den Ausschüssen, denen es angehört, Anträge zu stellen, ohne der Unterstützung durch andere Mitglieder des Gemeinderates zu bedürfen.“ Ebenso begründet sich der Antrag mit der Hauptsatzung der Stadt Quedlinburg. Darin heißt es: „Ergibt sich, dass eine Angelegenheit für die Stadt von besonderer Bedeutung ist, kann ein Viertel aller Mitglieder des beschließenden Ausschusses dem Stadtrat die Angelegenheit zur Beschlussfassung unterbreiten.“

Nicht mehr und nicht weniger haben wir dann getan. Dabei ging es keinesfalls um die Auf- oder Abwertung der Konzepte der beiden Vereine, denn da sind wir uns alle einig, dass die beide sehr gut sind. Es ging um die Frage wie wir mit Ehrenamt und Vereinen umgehen.

Ist es nicht sinnvoll einen Verein, der eindeutig darum bittet die Räumlichkeiten noch weitere drei Jahre zu nutzen, in seinem Bemühen zu unterstützen? Schließlich haben die Akteure der Schülergalerie die Räume im Finkenhäuschen erst in großer Eigenleistung renoviert und daran hängt ihr Herzblut.

Warum erwarten wir nur von dem Verein der die Räume bereits nutzt und selbst hergerichtet hat, dass er Alternativen sucht?

Es wäre fair gewesen, die Schülergalerie in den jetzigen Räumen weiter arbeiten zu lassen und den Verein Q-ARTUS in seiner Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zu unterstützen.

Nun müssen die Schüler aus Räumen des Finkenhäuschens ausziehen. Eine nochmalige Beratung  über eine solche wichtige Grundsatzentscheidung wurde unverständlicherweise von der Mehrheit der Stadträte abgelehnt. 

Die aus diesem Vorgang resultierende Abwahl als Vorsitzende des Kultur-, Tourismus- und Sozialausschusses bedeutet einen Rückfall des neuen Stadtrates in alte parteipolitische Feindbilder einzelner Stadträte. Eine nochmalige sachliche Diskussion unterschiedlicher Positionen unter Einbeziehung aller Stadträte im Rahmen der demokratischen Regularien wurde unterbunden und durch Personalentscheidungen ersetzt. 

Selbstverständlich werden wir unsere Arbeit im Kultur-, Tourismus- und Sozialausschusses engagiert  fortsetzen, insbesondere für die Weiterentwicklung der Bildungslandschaft unserer Stadt. 

Dr. Sylvia Marschner, Barbara Kubietziel

 

 

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